„A scheene Erd homs do“, sagt der Vater, während er zum Fenster hinausschaut. Und stimmt, eine schöne Erde ist das, zwischen Halbturn und Andau. Sonst ist da nicht viel, nur Erde und Windräder. Aber mehr braucht es auch nicht. Mit einer schönen Erde kann man viel machen, guten Wein zum Beispiel, und gute Schweine. Wir freuen uns schon auf die 120 kg schwere Sau, die der Hans Schwarz für den Oldtimer Traktor Club Pannonia grillt. Sein Sohn, der Michl, hat uns auch eingeladen, weil wir, wie er sagt, Kumarodn sind.
Der Oldtimer Traktor Club Pannonia ist komplett in Rot gekleidet. Alle haben Kapperl auf, wo gangster-mäßig OTCP draufsteht. Wir nehmen an einem Tisch mit Pannoniern Platz. Auch hier vorherrschendes Thema: Die schöne Seewinkler Erde. Es werden Bedenken geäußert: „Ned, dass unsa Kanäu iwageht. Wos dei fia Hallen aufstön iwaroi, wo suidn des Wossa hi.“ Ein verstopfter Kanal täte die schöne Seewinkler Erde recht verschandeln und wo sollen die Pannonier dann mit ihrem Traktor drüberfahren.
Eine Pannonierin erhebt sich, um sich in der Schlange vor dem Saugrill anzustellen. Sie verliert ihre Sonnenbrillen. Modell: Tankstellenständer. Hans Schwarz bemerkt den Verlust und kommentiert trefflich: „Die Brün valuis ma aa scho.“ Die Pannonierin hebt dankbar die Brille vom Boden auf.
Zuerst gibt es geröstete Leber. Die Schlange erstreckt sich ein schönes Stück weit über die schöne Seewinkler Erde. Die Traktorfahrer sind hungrig, sie freuen sich auf die Schweinsleber, hegen aber Sorge, dass ein einzelnes Organ möglicherweise nicht ausreicht, um den gesamten Oldtimer Traktor Club zu verköstigen.
„Deis geht si owa ned aus, mit da Leiwa von ana anzign Sau. Do meissns von a poa Trangler aa die Leiwa aussagschnittn hom – owa ob deis wos schmeckt …“
Und wie es schmeckt! Die Pannonier machen sich mit großem Appetit über das von der schönen Seewinkler Erde genährte Schweineorgan her.
Ein Pannonier stellt tatsächlich eine Soundmachine auf den Boden und legt die Oldtimer-Traktor-Playlist ein. Erstes Lied: „Ist das ein Sauladen hier“ vom Original Alpenland Quintett. Ein paar Pannonier brunzen sich fast in die Hosen, weil das Lied so gut passt, weil sie ja gerade eine Sau essen und das Weingut damit quasi zum Sauladen wird, weil sie ja gerade eine Sau essen usw.
Der Grillmeister hat am Wiener Flughafen gearbeitet. Er soll dort händeklatschend Flieger aufgescheucht haben wie Tauben und ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt ein Witz ist oder die Wahrheit, weil vorstellbar wäre es durchaus, dass der stämmige Seewinkler händeklatschend Flugzeuge in die Luft scheucht. Er ist überhaupt eine Legende. Am Sportplatz soll ihn wer angeschnauzt haben, „Hoid die Pappen, sunst kimm i owi“, und er soll geantwortet haben: „Brauchst ned owakeimma, i kimm schou auffi.“ Ein Menschenschlag, wie ihn nur die schöne Seewinkler Erde hervorbringt.
Bei einer geheimen Weinverkostung saugt der Michl Merlot für uns aus dem Fass. Ein Fischer bemerkt mit dem ersten Schluck: „Der reit di nieder. Do keinnan si die Franzosen verstecken.“ Vor kurzem erst hat der Michl mit dem Fischer einen 16 kg schweren Wels aus dem Neusiedler See gezogen, woraufhin Bouteillen im zweistelligen Dezimalbereich den Weg alles Irdischen gegangen sein sollen. So einen Fisch fängt man auch nicht alle Tage. Die erste Bouteille soll noch am Boot des Fischers geköpft worden sein, nämlich ein Franzose.
Bevor wir uns verabschieden, sorgt eine am Tisch vergessene Tube Kukident Plus für heitere Stimmung. Ein neu hinzugestoßener Park-Ranger hält sich die Tube zwischen die Beine, auch dort soll noch möglichst viel haften bleiben. In der kollektiven Vorstellung hat ein Pannonier oder eine Pannonierin gerade die allergrößte Mühe, die Kauleisten im Mund zu behalten, während der Traktor über die schöne Seewinkler Erde ruckelt.
Text & Fotos: © Thomas Hofer